KERATOKONUS

KERATOKONUS: DEFINITION, URSACHE UND VERBREITUNG

Bei Keratokonus handelt es sich um eine nicht entzündliche, schmerzfreie, fortschreitende Erkrankung der Hornhaut. Dabei spricht man von einer progredienten Hornhaut-Dystrophie, (Dystrophie = Ernährungsstörung, in diesem Fall der Hornhaut) bei der alle Schichten der Hornhaut betroffen sind. Obwohl man diese Erkrankung schon sehr lange kennt, sind die genauen Ursachen bis heute unklar. Die laufende Forschung versucht, offene Fragen zu klären. Zudem gibt es viele Spekulationen und zahlreiche Theorien wurden entwickelt, wie zum Beispiel:

  • Verdünnung der Hornhaut in Folge gestörter Enzym-Aktivitäten, die zu Veränderungen des Stromas führen,
  • Störung der inneren Drüsenfunktionen,
  • Erbliche Einflüsse.
  • Keratokonus

Große Studien (ca. 4.000 Teilnehmer) zeigen, dass bei etwa 13 % der Keratokonus-Erkrankten deren Familienmitglieder ebenfalls davon betroffen sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei ihren Kindern ein Keratokonus entwickelt, liegt bei etwa 10 %! Dabei kann man vorher nicht wissen, bei wem die Erkrankung ausbricht. Auf 10.000 Einwohner kommen ca. 5–6 Fälle von Keratokonus. Die Erkrankung tritt meist in einem Alter von Mitte bis Ende 20 auf. Aber manchmal tritt sie auch schon in der Pubertät auf. Jedoch sind selten Personen betroffen, die älter als 45 Jahre sind. Keratokonus gibt es auf der ganzen Welt, unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe.

Anzeichen und Symptome
Als erste Anzeichen von Keratokonus nimmt man unscharfes Sehen und verzerrte Bilder, oft zunächst in der Dämmerung oder Dunkelheit wahr. Zudem sieht man um Lichtquellen häufig einen Schweif. Mit einer Brille kann man das Sehen im Anfangsstadium meist verbessern. Jedoch ist eine schnelle Verschlechterung des Sehens typisch. Diese tritt dann meistens vor allem auf einem Auge auf, verbunden mit der Notwendigkeit einer erneuten Brillenkorrektion. Dabei verändert sich vor allem die „zylindrische Komponente“ (Wert und Achse). Zudem verändern sich die Werte stärker in den negativen Bereich, was dem Augenarzt oder Augenoptiker auffallen wird. 

Die Bestimmung der „richtigen“ Stärke wird immer schwieriger. Schließlich lässt sich die Sehleistung irgendwann kaum noch verbessern. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt für die Korrektiondes Keratokonus mit Kontaktlinsen gekommen. Häufig nimmt man ohne/mit Brille auch schon Schatten oder leichte Doppelbilder wahr. Die Verdünnung der Hornhaut schreitet gewöhnlich 5-10 Jahre fort. Dann bleibt sie in dem erreichten Zustand stehen. Meist ist ein Auge stärker betroffen als das andere. Die Entwicklung erfolgt meist abwechselnd, nicht gleichzeitig.

In äußerst seltenen Fällen ist die Entwicklung des Keratokonus sehr rasant. Dann kann es  zu einem „akuten Keratokonus“ kommen, bei dem die Hornhaut kurzfristig durch Eindringen von Kammerwasser eintrübt. Nur bei dieser Form des Keratokonus ist es möglich, dass es zu Schmerzen während des Verlaufs kommt. Jeder zweite Keratokonus-Patient leidet auch mehr oder minder an einer Atopie (Allergien, Neurodermitis, Asthma).  Dadurch ist oft die Tränenqualität beeinträchtigt, bzw. durch eingesetzte Medikamente zeitweise verändert.
Versorgung / Korrektion des Keratokonus
Im Anfangsstadium wird häufig eine Brille verordnet, welche die Kurzsichtigkeit und den Astigmatismus (Hornhaut-Verkrümmung) als Folge der „Ausbeulung“ noch ganz gut korrigiert. Auch weiche Kontaktlinsen können die entstandene Fehlsichtigkeit evtl. noch ausgleichen. Schreitet die Erkrankung fort, so werden formstabile Kontaktlinsen (fest, sauerstoffdurchlässig) angepasst. Früher nannte man diese „harte Kontaktlinsen“. Jedoch waren sie noch nicht sauerstoffdurchlässig und im wahrsten Sinne des Wortes hart. Bei einem ganzz extremen Verlauf, wenn die Versorgung mit formstabilen Kontaktlinsen nicht mehr möglich ist, kann die Notwendigkeit einer Hornhaut-Transplantation bestehen.
Kontaktlinsen bei Keratokonus

Schon zahlreiche Kontaktlinsen-Typen wurden für die Versorgung von Keratokonus entwickelt. Am häufigsten verwendet man heute sauerstoffdurchlässige formstabile Kontaktlinsen. Sie zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Ausgleich der bei Keratokonus auftretenden Kurzsichtigkeit und des entstehenden Astigmatismus.
  • Optimale Versorgung des Auges mit Sauerstoff. Denn auch durch das Material hindurch wird die Hornhaut versorgt, einfache Handhabung (Aufsetzen, Herausnehmen, Pflegen).
  • Möglichkeit von individuellen, „maßgeschneiderten“ Formen, passend für jeden Keratokonus-Patienten. Große Sorgfalt und viel Erfahrung sind bei der Versorgung von Keratokonus gefordert.
  • Regelmäßige Verlaufskontrollen, manchmal auch häufige Sitzmodifikationen sind nötig, um evtl. Formänderungen der Hornhaut rechtzeitig zu erfassen, bzw. darauf zu reagieren.

Folgende Kontaktlinsen-Typen kommen beim Keratokonus zur Anwendung:

  • Formstabile Kontaktlinsen
  • Grenzlimbale Kontaktlinsen
  • Miniskleral- oder Sklerallinsen
  • Huckepack-Systeme (weiche Trägerlinse, darüber eine formstabile Korrektionslinse)
  • Individuelle weiche Kontaktlinsen
  • Weiche Kontaktlinsen mit „hartem“ Kern

Maßgeschneiderte Kontaktlinsen: Individuelle Anpassung für jede Augenform

Alle Kontaktlinsen-Typen können sphärisch, torisch, quadrantenspezifisch, asymmetrisch, mit dezentrierter Optik o. ä. gestaltet sein, individuell eben, ganz nach der Form des Auges. Dabei liegt die besondere Herausforderung für uns darin, festzulegen, welches Kontaktlinsen-Design für welches Auge „das Richtige“ ist. Die diversen Eigenschaften der einzelnen Geometrien sind dabei ausschlaggebend, Grundlage ist die Augenform.

Revolution in der Kontaktlinsen-Anpassung: Die Rolle der Videotopometrie in der modernen Vermessungstechnik

Erst seit einigen Jahren ist es möglich, aus einer Vielzahl von Kontaktlinsen-Formen zu wählen. Mit dem Einzug einer neuen Messtechnik, der Videotopometrie, Ende der 80er Jahre und stetigen Weiterentwicklungen lässt sich die Hornhaut heute viel exakter vermessen als früher. Die so gewonnenen Informationen lassen sich vielfach in Fertigungsdaten für das Kontaktlinsen-Design umrechnen. Doch Vorsicht! Eine bunte topografische Aufnahme der Hornhaut (vgl. topografische Darstellung der Landschaft) liefert noch lange nicht die gewünschte Kontaktlinsen-Form.

Keratokonus Kontaktlinsen-Anpassung: Berücksichtigung von Physiologie und Alltagsbedürfnissen

Trotz hilfreicher Computer-Simulationen sind physiologische Komponenten wie Tränenqualität, Lidstellung, aber auch das Sitzverhalten in Abhängigkeit des Liddrucks, der Lidspalte und des Pupillendurchmessers zu berücksichtigen. Weiterhin spielen die Sehanforderungen im Alltag bzw. im Beruf eine wichtige Rolle.

Individuelle Kontaktlinsen für Keratokonus: Auswahl und Materialinnovationen

Insgesamt gibt es heute deutlich mehr Optionen, eine Kontaktlinsen-Versorgung für Keratokonus individuell zu gestalten: Sei es durch die Auswahl der Kontaktlinsen-Form – wie beschrieben – oder mittels Verwendung des geeigneten Materials, aus dem die Kontaktlinse hergestellt wird. Je nach Qualität und Quantität des Tränenfilms kommen unterschiedliche Materialien zum Einsatz. Basis ist ein Kunststoff - ähnlich Plexiglas -, der mit Fluor und Silikon verfeinert wird. Dadurch wird das Material sauerstoffdurchlässig und leicht flexibel. Je nach Konzentration der verwendeten Rohstoffe ergeben sich die unterschiedlichen Eigenschaften, wie Benetzbarkeit (Fähigkeit, dass Flüssigkeit - hier Tränenfilm - an der Oberfläche haftet), Sauerstoffdurchlässigkeit, Oberflächenhärte, Formstabilität und Nutzungsdauer, um nur die Wichtigsten zu nennen.

Wirkungsweise der Kontaktlinsen

Keratokonus: Ursachen und Auswirkungen

Beim Keratokonus ist die Hornhautvorderfläche nicht gleichmäßig gewölbt. Man spricht von einer irregulären Fläche, an der das Licht nicht regelmäßig „gebrochen“ werden kann. Es erreicht die Netzhaut nur teilweise gebündelt. Ein intensitätsärmeres scharfes Bild wird von unscharfen Abbildungen oder Schatten überlagert.

Die Rolle der Kontaktlinsen

Setzt man jetzt eine formstabile Kontaktlinse – entsprechender Form – auf das Auge, so bildet sich zwischen der Augenvorderfläche, also der Hornhaut, und der Kontaktlinsen-Rückfläche eine Tränenschicht. Auf dieser sogenannten Tränenlinse schwimmt die Kontaktlinse auf der Hornhaut. Sie hat eine optische Wirkung und gleicht die Irregularität der Hornhaut weitgehend aus. Ein kleiner Restfehler von etwa 10 % bleibt übrig. Jedoch kann man sich ganz gut daran gewöhnen, da man ihn in den meisten Fällen nur bei Dunkelheit und entsprechend weiter Pupillenöffnung wahrnimmt.

Anpassung der Kontaktlinsen

Ein Ziel der Kontaktlinsen-Anpassung ist, dass diese Tränenlinse möglichst gleichmäßig ist. Zudem soll beim Lidschlag die Tränenflüssigkeit unter der Linse regelmäßig ausgetauscht werden. Je unregelmäßiger die Hornhautform, desto komplizierter ist auch der Aufbau der Kontaktlinsen-Rückfläche. Mittels Mittendicke und Vorderflächenwölbung lässt sich dann noch die nötige Stärke der Kontaktlinse erzielen.

Prozess der Anpassung

Dies erklärt auch die Vorgehensweise bei der Anpassung. Wir verwenden nach Vermessung der Augen zunächst Anpass- oder Messlinsen, bei denen es nur um die Ermittlung der optimalen Rückfläche, also der dem Auge zugewandten Seite, geht. Liegt diese fest, und dazu können durchaus mehrere Anpasslinsen erforderlich sein, wird erst dann die fehlende Refraktion (Stärke, Dioptrie) mit einer Messbrille bestimmt.

Wirkungsweise und Kontroverse

Die Wirkung der Kontaktlinse kommt also zustande, in dem die Kontaktlinse dem Licht eine neue glatte Vorderfläche bietet, durch die es – regelmäßig gebrochen – in den optischen Abbildungsapparat Auge gelangen kann. Die unregelmäßige Hornhaut taucht dabei in die von der Kontaktlinse gebildete Tränenlinse ein und fällt bei der Abbildung kaum noch ins Gewicht. Obwohl kontrovers diskutiert, stellt die Kontaktlinse, aus unserer Sicht, keine Therapie für den Keratokonus dar. Sie dient lediglich für dessen Korrektion.

Risiken nicht angepasster Kontaktlinsen

Allerdings kann eine dauerhaft nicht passende Kontaktlinse Veränderungen an der Hornhaut auslösen! Durch andauerndes Scheuern an der Keratokonus-Spitze kann es gegebenenfalls zu einer Narbenbildung kommen, die mit leichten Trübungen einhergeht. Diese lässt sich kaum unterscheiden von einer Vernarbung als Selbstschutz der Hornhaut, um einer zu extremen Verdünnung vorzubeugen. Dies ist ein weiterer Grund dafür, dass regelmäßige Kontrollen empfehlenswert sind.

Sensibilität und Verträglichkeit

Da die Hornhaut-Sensibilität bei Keratokonus oft herabgesetzt ist, bemerkt man ein Reiben der Kontaktlinse oft nicht gleich. Aber die meisten Menschen, die an Keratokonus erkrankt sind, vertragen ihre Kontaktlinsen gut. Sie tragen sie den ganzen Tag und genießen die deutliche Sehverbesserung. Die Eingewöhnungsphase ist unterschiedlich lang und liegt meistens zwischen 2 Wochen und 3 Monaten.

Leben mit Keratokonus

Mit Kontaktlinsen für Keratokonus kann man ein völlig normales Leben führen, wenn überhaupt, dann mit nur kleinen Einschränkungen. Viele berühmte Personen haben Keratokonus: Sportler, Schauspieler, Nachrichtensprecher, Politiker, Ärzte, Rechtsanwälte… Sie alle tragen ihre Kontaktlinsen nach einer kurzen, manchmal anstrengenden Eingewöhnungszeit in der Regel zufrieden ihr ganzes Leben lang!

Verlauf der Anpassung
Wurde ein Keratokonus diagnostiziert, ermitteln wir beim ersten Termin alle, für die Anpassung relevanten Daten. Dies dauert ca. eine Stunde. Man lernt sich kennen und bespricht den Verlauf der Anpassung. Je nach Schwierigkeitsgrad sind weitere Anpasstermine erforderlich. Meist legen wir jedoch die Parameter der anzufertigenden Kontaktlinsen am zweiten Termin fest. 

Jetzt werden die „maßgeschneiderten“ Kontaktlinsen für die jeweiligen Keratokonus-Augen hergestellt. An einem weiteren Termin, nach 1-2 Wochen, setzen wir diese dem Patienten auf und er darf sie erstmalig für etwa 1 Stunde zum Toleranztest tragen. Das Sehen ist meist schon verblüffend gut. Jedoch kann es  eventuell noch etwas verwässert sein, da das Fremdkörpergefühl sicherlich ein Tränen der Augen auslöst. 

Nach genauer Inspektion von Auge und Linsensitz wird entschieden, ob noch geringfügige Modifikationen durchzuführen sind oder ob gleich die Handhabung und Pflege der Keratokonus-Kontaktlinsen besprochen werden kann. Dieser Part ist nicht zu unterschätzen. Schließlich stellen die Hygiene und das Handling die Grundlage für ein erfolgreiches Tragen dar! 

Gemeinsam wird schließlich ein Trageplan für die ersten Tage und Wochen aufgestellt, um den Einstieg in das Tragen der Keratokonus-Kontaktlinsen zu erleichtern. Wir besprechen offene Fragen und terminieren eine erste Verlaufskontrolle.

Nach erfolgter Kostenabrechnung erhält der frisch gebackene Kontaktlinsen-Besitzer zusätzlich die empfohlenen Pflegemittel (in Abhängigkeit der Tränenqualität, Kontaktlinsen-Material, evtl. Allergien) sowie eine ausführliche Unterweisung in der Handhabung der Linsen. 

Die erste Kontrolle erfolgt nach 2 Wochen, eine weitere 4 Wochen danach. Im 1/4-später 1/2-Jahresrhythmus wird der Kontaktlinsen-Träger betreut. Dabei untersuchen wir die Augen auf Veränderungen oder Wechselwirkungen mit den Kontaktlinsen, sowie die Kontaktlinsen auf deren uneingeschränkte Funktionalität. 

Manchmal ist es notwendig, dass die Oberfläche oder die Randgestaltung der Kontaktlinse bearbeitet werden muss, um Verschleißspuren zu beseitigen oder den Sitz zu optimieren. Im Laufe der Zeit kann die Notwendigkeit dafür vom Kontaktlinsen-Träger selbst ganz gut eingeschätzt werden.

Wie bereits erklärt, ist gerade die Erstversorgung des Keratokonus sehr zeitintensiv. Man unterscheidet deshalb bei der Festlegung der Kosten zwischen Materialkosten (individuelle Anpasslinsen, vollkorregierende Kontaktlinsen) und den Kosten für die Anpassung / Optometrie (Dienstleistung). Eine Ersatzlinse zum Beispiel ist deutlich günstiger als eine Kontaktlinse bei der Erstanpassung, wenn alle Parameter erst bestimmt werden müssen. Der Kostenaufwand für spätere Leistungen in der Nachkontrolle, mögliche Kontaktlinsen-Optimierungen werden nach Aufwand berechnet.

Da die Versorgung sehr individuell ist, kann eine pauschale Kostenaussage nicht getroffen werden! Zudem fallen nach dem Abschluss der Erstanpassung weitere Folgeleistungen an, welche dem Krankheitsverlauf Berücksichtigung findet.
Gerne beraten wir Sie persönlich.
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